Das Schweizerische Gesundheitsobservatorium (Obsan) hat in einer neuen Studie den zukünftigen Pflegebedarf in der Schweiz untersucht – mit klarer Botschaft: In den nächsten 15 Jahren steigt die Nachfrage nach Alters- und Langzeitpflege deutlich an. Bis 2040 werden rund 50 Prozent mehr Pflegeplätze benötigt. Konkret entspricht dies 36’900 zusätzlichen Betten oder mehr als 600 neuen Pflegeheimen, wenn die Politik keine Änderungen vornimmt.
Seit der Pandemie treten weniger Menschen ins Alters- oder Pflegeheim ein. Doch wer sich für einen Eintritt entscheidet, hat meist einen höheren Pflegebedarf als früher. Gleichzeitig stagniert das Angebot an Betten. Dadurch sinkt die Zahl der verfügbaren Plätze pro älterer Person, während die Belastung für die Pflegeteams steigt.
Immer mehr Seniorinnen und Senioren werden zu Hause gepflegt. Besonders die Westschweiz und das Tessin setzen stark auf Spitex und mobile Pflegeteams, um auch komplexe Fälle ausserhalb von Heimen zu betreuen. In der Deutschschweiz entwickelt sich dieser Trend langsamer, gewinnt aber zunehmend an Bedeutung.
Obsan zeigt deutliche Unterschiede: In Kantonen, die traditionell stark auf Pflegeheime setzen, könnte der Bedarf an Spitex-Leistungen um das 1,7-Fache steigen. In Kantonen mit mehr ambulanter Pflege liegt der Anstieg etwas tiefer. Klar ist: Die Nachfrage nach häuslicher Pflege wächst überall.
Das grösste Problem bleibt der Mangel an Pflegefachkräften. Bereits heute fehlen ausgebildete Fachpersonen, und bis 2040 werden allein für die Spitex weitere 7’400 Vollzeitstellen benötigt. Hinzu kommt, dass pflegende Angehörige immer stärker belastet werden.
Die Schweiz steht vor einer Grundsatzfrage: Soll massiv in neue Heime investiert werden? Oder soll die Pflege stärker auf ambulante Betreuung und die Unterstützung zu Hause ausgerichtet werden? In beiden Fällen ist klar: Ohne zusätzliches Personal und gezielte politische Massnahmen wird die steigende Nachfrage nicht zu bewältigen sein.