Mittags, wenn die Energie nachlässt, legen viele Menschen gern die Füsse hoch. Manche gönnen sich ein paar Minuten Ruhe, andere schlafen richtig ein. Lange galt der Mittagsschlaf als Angewohnheit, die man eher mit Kleinkindern oder südlichen Ländern verbindet. Doch in den letzten Jahren hat die Wissenschaft genauer hingeschaut – und herausgefunden: Ein kurzer Mittagsschlaf kann durchaus die geistige Leistungsfähigkeit steigern. Aber wie viel Schlaf ist sinnvoll? Und was bedeutet das gerade für ältere Menschen?
Unser Körper folgt einem inneren Rhythmus, der sogenannten zirkadianen Uhr. Gegen Mittag sinkt die Aufmerksamkeit spürbar ab – selbst dann, wenn wir in der Nacht ausreichend geschlafen haben. Müdigkeit, langsamere Reaktionen und ein Gefühl von „Schwere“ sind die Folge. Ein kurzer Nap zur richtigen Zeit kann diese Phase überbrücken und neue Energie bringen.
Besonders interessant: Eine japanische Langzeitstudie mit über 5’000 Teilnehmenden ergab, dass Menschen, die regelmässig weniger als 30 Minuten am Tag schliefen, ein geringeres Risiko hatten, im Alter geistig abzubauen (Kitamura et al., 2021).
Für Seniorinnen und Senioren ist das Thema besonders spannend. Mit zunehmendem Alter verändern sich die Schlafgewohnheiten: Der Nachtschlaf wird oft leichter und kürzer, dafür treten tagsüber häufiger Müdigkeitsphasen auf. Ein kurzes, geplantes Schläfchen am frühen Nachmittag kann helfen, Energie und geistige Frische zurückzubringen – ohne den Nachtschlaf zu stören.
Allerdings: Wenn jemand regelmässig sehr lange oder schon am Vormittag einschläft, kann das auch ein Hinweis auf gesundheitliche Probleme sein, etwa Schlafapnoe oder eine beginnende Demenz. Forschende in den USA fanden heraus, dass häufige Nickerchen am Morgen mit Veränderungen im Gehirn in Zusammenhang stehen, die für Alzheimer typisch sind (Gao et al., 2025). In solchen Fällen lohnt sich ein Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt.
Vorteile:
Nachteile:
Ein Mittagsschlaf ist längst kein Luxus mehr, sondern kann ein wertvolles Werkzeug sein, um Körper und Geist frisch zu halten – gerade im Alter. Entscheidend ist die richtige Dauer: Kurz und erfrischend statt lang und belastend. Wer also mittags müde wird, darf guten Gewissens die Augen schliessen – am besten mit dem Wecker im Rücken. Und wer feststellt, dass die Müdigkeit überhandnimmt, sollte das als Signal ernst nehmen und ärztlich abklären lassen.
Denn: Ein bewusst eingeplanter Mittagsschlaf kann die geistige Fitness stärken, die Lebensqualität verbessern – und damit ein kleiner, aber wichtiger Beitrag für ein gesundes Älterwerden sein.