Der «Silver Tsunami» bleibt aus – Seniorinnen und Senioren bleiben im Eigenheim – Visento
Der «Silver Tsunami» bleibt aus – Seniorinnen und Senioren bleiben im Eigenheim
Politik/Gesellschaft

Der «Silver Tsunami» bleibt aus – Seniorinnen und Senioren bleiben im Eigenheim

04.11.2025
von pero · 75 x gelesen
Seit Jahren wird diskutiert, ob die Alterung der Bevölkerung den Immobilienmarkt durcheinanderwirbelt. Viele befürchteten, dass die sogenannte Babyboomer-Generation nach der Pensionierung massenhaft ihre Häuser und Wohnungen verkaufen würde – eine Entwicklung, die man als «Silver Tsunami» bezeichnet. Doch eine aktuelle Analyse von Raiffeisen Schweiz zeigt: Diese Sorge ist unbegründet.

Viele bleiben, wo sie sind

Die meisten Menschen, die ein Eigenheim besitzen, bleiben auch im Ruhestand gerne dort wohnen. Laut Raiffeisen ziehen nur etwa 1,5 Prozent der Wohneigentümerinnen und -eigentümer im Rentenalter pro Jahr um. Zum Vergleich: Bei Mieterinnen und Mietern derselben Altersgruppe sind es rund 4 Prozent. Selbst im hohen Alter – also über 75 Jahre – ist die Umzugsbereitschaft tief.

Das hat gute Gründe: Das Eigenheim steht oft für Sicherheit, Erinnerungen und Vertrautheit. Viele Seniorinnen und Senioren fühlen sich in ihrem Zuhause wohl und möchten ihren gewohnten Alltag beibehalten. Ein Umzug in eine Mietwohnung oder gar ein Verkauf ist für die meisten kein Thema.

Kein Einfluss der Alterung auf Leerstände

Der Anstieg der Leerstände bei Wohneigentum seit 2023 hängt laut Raiffeisen nicht mit der Alterung der Bevölkerung zusammen. Vielmehr spielen höhere Zinsen und die damit verbundenen Kosten eine Rolle. Dadurch ist der finanzielle Vorteil von Eigentum gegenüber dem Mieten vorübergehend kleiner geworden.

Demografie wirkt – aber nur leicht

Natürlich hat der demografische Wandel Auswirkungen auf den Immobilienmarkt, aber sie bleiben überschaubar. In jüngeren Gemeinden steigen die Immobilienpreise zwar etwas stärker, doch entscheidend bleiben andere Faktoren: die anhaltende Nachfrage, das begrenzte Angebot und die Zuwanderung.

Die Schweiz bleibt für Zuwandernde attraktiv, was den Druck auf den Wohnungsmarkt zusätzlich verstärkt. Gleichzeitig bewohnen ältere Menschen oft grössere Häuser oder Wohnungen, als sie tatsächlich benötigen – dadurch wird der ohnehin knappe Wohnraum noch weniger effizient genutzt.

Wohnraum bleibt knapp – auch für Mieter

Auf dem Mietmarkt bleibt die Lage angespannt. Zwar hat sich der Druck durch eine etwas geringere Zuwanderung und ein grösseres Angebot leicht entspannt, doch von Entwarnung kann keine Rede sein. Wohnungen, die neu angeboten werden, sind meist innerhalb kürzester Zeit vermietet.

Auch der Wohnungsbau kommt nur schleppend voran. Trotz vieler Diskussionen über die Wohnungsnot werden zu wenige neue Projekte realisiert. In einigen Regionen – etwa rund um Genf – entstehen zwar neue Grossüberbauungen, doch schweizweit reicht das nicht aus, um den Bedarf zu decken.

Experten wie Mathias Buchs von Raiffeisen erwarten daher, dass die Mieten weiter steigen und die Leerstände sinken werden. Wer auf sinkende Preise durch den demografischen Wandel hofft, dürfte also enttäuscht werden. Der «Silver Tsunami» bleibt aus – und das Zuhause im Alter bleibt für viele ein Ort der Beständigkeit.

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100%
ℹ️ Info

💡 Wichtigste Fakten:

  • ~90% der 80-84-Jährigen leben im Eigenheim
  • ~6% der über 80-Jährigen in Heimen
  • Hauptgründe für Umzüge: Gesundheit, Familie, Betreuung

💰 Kosten im Überblick:

  • Alterswohnung: CHF 1'600–2'000
  • Pflegezimmer: CHF 6'000–9'000
  • 24h-Betreuung: ca. CHF 6'890

ℹ️ Mehr Infos: Pro Senectute oder kantonale Behörden