Herzschrittmacher in der Schweiz viel zu teuer

Der Preisüberwacher hat kürzlich Daten veröffentlicht, die die Preise für orthopädische und kardiale Implantate in 67 Krankenhäusern vergleichen. Ziel war es, Preisunterschiede für identische Implantate und die Einkaufspraktiken der Spitäler zu untersuchen. Die Implantationen, insbesondere von Hüft- und Knieprothesen sowie Herzimplantaten, steigen kontinuierlich, was die Kosten in den letzten Jahren erheblich in die Höhe trieb. Diese Ausgaben werden grösstenteils von den Kantonen und den Krankenkassen getragen.
Preisunterschiede für Implantate
Die Preisunterschiede für identische Implantate sind beträchtlich. Ein Beispiel: Der Preis für ein Oberschenkelschaft einer Hüftprothese variiert zwischen den Krankenhäusern um den Faktor 1,8 bis 2,9. Bei Knieprothesen kann der Unterschied sogar einen Faktor von 6,1 erreichen. Auch bei Herzimplantaten wie Herzschrittmachern gibt es enorme Preisunterschiede – in einigen Fällen ist der Preis in einem Spital bis zu 4,5-mal so hoch wie in einem anderen.
Diese Schwankungen hängen oft von Faktoren wie Kaufvolumen oder technischen Spezifikationen ab, doch es gibt keinen klaren Zusammenhang zwischen Bestellmenge und Preis. Eine mögliche Erklärung sind Marktsegmentierungspraktiken der Hersteller, die es den Spitälern schwer machen, wettbewerbsfähige Preise auszuhandeln.
Hohe Preise in der Schweiz
Die Schweiz bezahlt besonders hohe Preise für medizinische Implantate. Eine frühere Untersuchung zeigte, dass ein Herzschrittmacher in der Schweiz 54% mehr kostet als in Deutschland und 47% mehr als in Frankreich. Auch in Italien und Österreich sind die Preise deutlich niedriger. Laut einer Umfrage sind 93% der Schweizer Krankenhäuser der Meinung, dass die Preise im internationalen Vergleich zu hoch sind.
Mangelnde Preistransparenz und Komplexe Handelsklauseln
Ein weiteres Problem ist die mangelnde Preistransparenz. Die Preise für Implantate werden häufig nicht offengelegt, da Krankenhäuser vertragliche Geheimhaltungsklauseln unterschreiben. Intern kursieren Schätzungen, die von enormen Preisunterschieden ausgehen. Für den gleichen Herzschrittmacher schwankte der Preis in einer Untersuchung zwischen 2.900 und 12.900 Franken.
Komplexe Handelsklauseln wie Mengenrabatte, Produktbündelungen oder andere vertragliche Vereinbarungen erschweren es den Krankenhäusern, Preise zu vergleichen und günstige Angebote zu finden.
Verbesserungsvorschläge für mehr Transparenz
Der Preisüberwacher hat sieben Massnahmen vorgeschlagen, um die Transparenz zu erhöhen und die Kosten zu optimieren:
- Einführung eines anonymisierten Registers der tatsächlich gezahlten Preise, auf das nur Behörden und Krankenhäuser zugreifen können.
- Verpflichtung für Anbieter, die Zusammensetzung der Preise in Verhandlungen und Verträgen offen zu legen.
- Weniger Einfluss der Chirurgen bei der Auswahl von Implantaten, mit Kriterien, die sich an den Bedürfnissen der Patienten orientieren.
- Förderung von Parallelimporten durch vereinfachte Vorschriften und Sanktionen gegen wettbewerbswidriges Verhalten.
- Stärkung der interkantonalen Zusammenarbeit bei Einkaufsgemeinschaften, um Kosten zu senken.
- Festlegung einer Mindestanzahl von Fällen pro Implantatkategorie, um die Qualität zu sichern und mögliche Kosten zu senken.
- Stärkere Kontrolle durch die Kantone in Bezug auf Ausschreibungsverfahren bei öffentlichen Krankenhäusern.
Die aktuellen Preisunterschiede und die mangelnde Preistransparenz in der Schweiz machen es für Krankenhäuser schwierig, kosteneffizient einzukaufen. Angesichts der steigenden Implantationszahlen und der hohen Kosten für die Gesundheitsversorgung ist es entscheidend, dass die Schweiz Massnahmen zur Preisregulierung und mehr Transparenz ergreift. Durch bessere Einkaufspraktiken, eine stärkere Zusammenarbeit und die Förderung von Parallelimporten könnten die Preise langfristig gesenkt werden, was nicht nur den Krankenhäusern, sondern auch den Patienten zugutekommt.