Viele ältere Menschen in der Schweiz leben bescheiden – oft zu bescheiden. Die Rente reicht kaum für Miete, Krankenkasse und Lebensmittel. Wer jahrzehntelang gearbeitet hat, möchte im Alter eigentlich sorgenfreier leben. Doch die Realität sieht für viele anders aus: steigende Gesundheitskosten, teure Wohnungen, schrumpfende Ersparnisse.
Und trotzdem: Niemand muss im Alter in Armut leben. Die Schweiz kennt ein dichtes Netz an Unterstützung – auch wenn man manchmal hartnäckig nachfragen muss, bis man sie erhält.
Ergänzungsleistungen (EL): das wichtigste Sicherheitsnetz
Wer mit seiner AHV- oder IV-Rente die minimalen Lebenskosten nicht decken kann, hat Anspruch auf Ergänzungsleistungen. Diese decken u. a. Miete, Krankenkassenprämien und weitere laufende Ausgaben.
So geht’s: Antrag bei der Gemeinde oder der kantonalen Ausgleichskasse stellen. Auch bei «knapp nicht ausreichend» lohnt sich der Antrag. Verzicht aus Scham bedeutet, Geld zu verschenken, das einem zusteht.
Prämienverbilligung (IPV): Entlastung bei der Krankenkasse
Alle Kantone gewähren Individuelle Prämienverbilligungen. Höhe und Kriterien variieren, der Antrag ist meist jährlich nötig. Wer EL bezieht, erhält die Verbilligung in der Regel automatisch.
Pro Senectute, Caritas & Co.: praktische Hilfe im Alltag
Pro Senectute berät und leistet in Härtefällen Finanzhilfen (z. B. Brille, Zahnbehandlung, Haushaltsgeräte). Caritas unterstützt mit Sozialberatung und Notdarlehen, etwa bei Mietrückständen. Bei der Spitex prüfen lassen, welche Leistungen von der Krankenkasse übernommen werden können – hier gibt es oft ungenutzte Ansprüche.
Gemeindliche Unterstützung: Mietzinszuschüsse & Überbrückung
Einige Gemeinden zahlen Mietzinszuschüsse oder beteiligen sich an Heizkosten. Die Sozialdienste können kurzfristige Überbrückungshilfen leisten, wenn Rechnungen drücken. Ein Anruf beim Sozialamt lohnt sich – vertraulich und unkompliziert.
Kleine Entlastungen, grosse Wirkung: Rabatte & Gebühren
Zwischen Scham und Anspruch: Hilfe annehmen ist klug
Viele sprechen ungern über Geldnot. Doch Unterstützung ist kein Almosen, sondern ein Recht. Die Schweiz hat dieses System geschaffen, damit ein würdiges Leben im Alter möglich bleibt.
Altersarmut ist selten individuelles Versagen, sondern oft Folge von tiefen Löhnen, Teilzeitarbeit, Scheidungen oder hohen Gesundheitskosten. Darum gilt: Wer Hilfe braucht, soll sie nutzen. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Weitsicht.
Wer ein Leben lang gearbeitet hat, verdient im Alter Respekt – und unkomplizierte Unterstützung. Behörden und Organisationen sind gefordert, Hürden abzubauen: weniger Papier, mehr Beratung, klare Sprache. Denn Würde zeigt sich nicht in Paragrafen, sondern in der Art, wie wir miteinander umgehen.