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Im Gegensatz zu sichtbaren Einschränkungen, etwa einem Rollstuhl oder einem Blindenstock, sind diese Beeinträchtigungen von aussen nicht erkennbar. Das führt leider immer wieder zu Missverständnissen, gerade in Alltagssituationen oder auf Reisen.
Bahnhöfe sind laut, voll und hektisch – für viele Menschen ist das anstrengend. Für Personen mit unsichtbaren Behinderungen kann es aber zur echten Belastung werden. Menschen mit Autismus, Angststörungen oder Migräne reagieren oft besonders empfindlich auf Lärm, Gedränge oder Hektik. Auch die Reaktionen anderer Menschen können zusätzlich belasten, etwa wenn jemand einen Sitzplatz beansprucht, ohne dass die Behinderung für andere erkennbar ist.
Während man bei sichtbaren Beeinträchtigungen meist Verständnis und Rücksicht erlebt, fühlen sich Menschen mit unsichtbaren Behinderungen häufig gezwungen, sich zu erklären oder gar zu rechtfertigen. Das kann sehr unangenehm sein – und den Mut zum Reisen nehmen.
Um betroffene Reisende zu unterstützen, hat die SBB ein besonderes Projekt gestartet: das «Hidden Disabilities Sunflower»-Programm. Es stammt ursprünglich aus Grossbritannien und hat sich inzwischen international bewährt – unter anderem an Flughäfen und bei Fluggesellschaften.
Seit Juni 2025 können Menschen mit unsichtbaren Behinderungen in 16 SBB-Reisezentren in den Regionen Zürich und Genf ein kostenloses Schlüsselband mit kleinen Sonnenblumen erhalten – das sogenannte Sunflower Lanyard. Es dient als diskretes Zeichen: Wer es trägt, signalisiert damit, dass er oder sie besondere Unterstützung oder etwas mehr Geduld braucht.
Das Tragen ist freiwillig, und es ist kein Nachweis nötig. Die SBB-Mitarbeitenden wurden speziell geschult, um respektvoll und aufmerksam auf die Bedürfnisse dieser Reisenden einzugehen. Ab 2026 soll das Angebot in der ganzen Schweiz eingeführt werden.
Das «Sunflower Lanyard» steht für ein wichtiges Ziel: mehr Achtsamkeit, mehr Respekt und mehr Verständnis im Alltag. Denn nicht jede Behinderung ist sichtbar – aber jede verdient Rücksicht. Die SBB zeigt mit diesem Schritt, dass Barrierefreiheit nicht nur heisst, Rampen zu bauen, sondern auch Herzen zu öffnen.
Region Zürich: Zürich HB (Infopoint), Zürich Oerlikon, Stadelhofen, Enge, Altstetten, Winterthur, Bülach, Uster, Wetzikon, Rapperswil und Zug.
Region Genf: Genève Cornavin (Infopoint), Genève Eaux-Vives, Lausanne, Morges und Nyon.