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Umfrage: Gewalt in der Betreuung älterer Menschen

Politik/Gesellschaft · 01.10.2025
von pero · 9 x gelesen
Umfrage: Gewalt in der Betreuung älterer Menschen
Eine neue repräsentative Umfrage von Pro Senectute Schweiz zeigt: Jede neunte Person ab 60 Jahren hat in der Betreuung zu Hause bereits Gewalt erlebt oder beobachtet. Zum Vergleich: Laut Schätzungen des Bundes sind in der Schweiz jährlich bis zu 500’000 Menschen ab 60 Jahren von Gewalt oder Vernachlässigung betroffen – sei es zu Hause oder im Heim.

Welche Formen von Gewalt sind am häufigsten?

  • Psychische Gewalt (Demütigungen, Einschüchterung, Manipulation) – von zwei von fünf Befragten genannt.
  • Körperliche Gewalt (z. B. Schläge, Stösse, grobes Anfassen) – von 38 Prozent genannt.
  • Verbale Gewalt (Beleidigungen, Beschimpfungen, Schreien) – mehr als ein Viertel.
  • Vernachlässigung – etwas mehr als jede fünfte Person.
  • Finanzielle Ausbeutung (Betrug, Missbrauch von Geld) – wird kaum mit Gewalt in Verbindung gebracht.

Fehlendes Bewusstsein ist ein Problem

Besorgniserregend ist, dass sich jede fünfte befragte Person unter «Gewalt in der häuslichen Betreuung» gar nichts vorstellen kann. Das zeigt: Viele ältere Menschen sind sich der Problematik noch immer nicht bewusst.

«Gewalt im Alter wird oft nicht als solche erkannt», erklärt Alain Huber, Direktor von Pro Senectute Schweiz. Auch Paolo Nodari, Direktor von Pro Senectute Ticino e Moesano, bestätigt: «Im Beratungsalltag berichten ältere Menschen häufig von Gewaltsituationen, die sie vorher gar nicht als Gewalt wahrgenommen haben.»

Mehr Aufklärung und Unterstützung gefordert

Als Ursachen für Gewalt nennen die Befragten vor allem Überforderung, Stress und Zeitdruck. Deshalb wünschen sie sich mehr Beratungsangebote, Coachings für betreuende Angehörige sowie Schulungen zur Gewaltprävention.

Diese Massnahmen sind eng mit einer stärkeren Sensibilisierung verbunden. «Gerade auf weniger bekannte Gewaltformen wie Finanzmissbrauch muss künftig noch besser aufmerksam gemacht werden», betont Huber.

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Was ist mit Betreuung gemeint?

Betreuung zu Hause umfasst die nicht-medizinische Unterstützung älterer Menschen in den eigenen vier Wänden – etwa durch Gespräche, Begleitung oder Hilfe bei alltäglichen Aufgaben. Sie unterscheidet sich von der Pflege, welche medizinische oder pflegerische Fachleistungen sowohl im häuslichen als auch im stationären Umfeld umfasst und in dieser Umfrage nicht berücksichtigt wurde.