Warum Emotionen, Aufwand und Unsicherheit die Kreislaufwirtschaft bremsen – Visento
Warum Emotionen, Aufwand und Unsicherheit die Kreislaufwirtschaft bremsen
Natur/Mitwelt

Warum Emotionen, Aufwand und Unsicherheit die Kreislaufwirtschaft bremsen

12.11.2025
von pero · 70 x gelesen

Die meisten Schweizerinnen und Schweizer wollen Ressourcen schonen. Trotzdem landen jedes Jahr unzählige Elektrogeräte im Abfall, obwohl sie noch funktionieren oder repariert werden könnten. Der Grund liegt oft nicht im fehlenden Bewusstsein – sondern in unserer Haltung und in alltäglichen Gewohnheiten.

Eine neue Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz zeigt: Wir entscheiden emotional, ob wir ein Gerät reparieren, weitergeben oder entsorgen. Kleine, günstige Geräte wie Toaster, Föhne oder Rasierer werden häufiger einfach weggeworfen. Teurere oder liebgewonnene Geräte – etwa die Kaffeemaschine oder das Radio – werden eher behalten, repariert oder verschenkt. Es hängt also stark vom persönlichen Bezug ab, wie nachhaltig wir handeln.

Grösse und Wert spielen eine Rolle

Je grösser oder teurer ein Gerät ist, desto eher wird es in den Kreislauf zurückgeführt. Viele Menschen geben zu, dass sie sich schuldig fühlen, wenn sie ein Gerät in den Kehricht werfen. Über die Hälfte wünscht sich, weniger wegwerfen und mehr weiterverkaufen zu können – doch der Aufwand schreckt ab. Inserate schreiben, Fotos machen, Preise verhandeln – das braucht Zeit und Geduld. Auch die Reparatur wird oft aus Kostengründen gescheut.

Reparieren oder entsorgen – meist eine spontane Entscheidung

Nur wenige Menschen planen ihre Entsorgung oder Reparatur bewusst. Meistens geschieht das spontan, zum Beispiel bei einem Umzug, beim Aufräumen oder wenn ein neues Gerät gekauft wird. Viele Geräte werden dann einfach «beiseitegestellt» – in der Hoffnung, sie später noch brauchen zu können. So stapeln sich alte Radios, Mixer oder Laptops in Kellern und Schränken.

Erfahrung hilft beim nachhaltigen Handeln

Die Studie zeigt auch: Wer einmal eine gute Erfahrung gemacht hat – etwa bei einer Reparatur oder beim Wiederverkauf – tut es später häufiger. Viele Menschen wissen jedoch gar nicht, wo sie Elektrogeräte reparieren lassen oder gebraucht kaufen können. Nur eine kleine Minderheit traut sich zu, ein Gerät selbst zu flicken. Dabei würde schon ein wenig Wissen oder Unterstützung helfen, um mehr Geräte im Kreislauf zu behalten.

Emotionen entscheiden mit

Recycling, Reparatur und Wiederverkauf lösen bei vielen Menschen positive Gefühle aus. Man hat das gute Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Doch beim Kauf eines gebrauchten Geräts überwiegt oft das Misstrauen: Ist es sauber? Funktioniert es wirklich? Gerade bei Geräten, die mit Körperpflege oder Essen zu tun haben, gibt es Vorbehalte. Diese Unsicherheit lässt viele lieber neu kaufen – obwohl das alte Gerät oft noch einwandfrei wäre.

Die Haltung ist entscheidend

Nachhaltigkeit beginnt im Kopf. Viele Menschen wissen, dass sie mit ihrem Verhalten Ressourcen sparen können – aber nur wenige ändern ihr Handeln tatsächlich. Wer überzeugt ist, dass defekte Geräte repariert oder weiterverwendet werden sollten, nutzt die entsprechenden Angebote auch häufiger. Doch die Mehrheit kauft weiterhin lieber neu. So bleibt die Kreislaufwirtschaft bei Elektrogeräten bisher eine schöne Idee, die noch zu selten gelebt wird.

Ein kleiner Schritt reicht schon

Niemand muss gleich alle alten Geräte reparieren oder verkaufen. Aber ein bewusster Schritt genügt: beim nächsten kaputten Föhn zuerst prüfen, ob eine Reparatur möglich ist. Oder ein funktionierendes Gerät im Bekanntenkreis verschenken statt entsorgen. Jeder kleine Beitrag hilft, wertvolle Rohstoffe zu schonen – und das gute Gefühl, etwas Sinnvolles getan zu haben, gibt’s gratis dazu.

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