Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert psychische Gesundheit als «Zustand des Wohlbefindens, in dem der Einzelne die persönlichen Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv und fruchtbar arbeiten kann und imstande ist, etwas zu seiner Gemeinschaft beizutragen». Doch wie steht es um die mentale Gesundheit der älteren Bevölkerung in der Schweiz?
Meistens bis ständig glücklich
Wie in den Vorjahren fühlte sich die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung im ersten Halbjahr 2020 meistens glücklich. Das zeigt das jährliche Bulletin des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan). Mehr als drei Viertel der Befragten fühlten sich in den letzten vier Wochen vor der Befragung meistens bis ständig glücklich, 4,7Prozent gaben an, nie bis selten glücklich zu sein. Der Anteil der meistens bis ständig Glücklichen war bei den 15- bis 34-Jährigen (81,5 %) wie auch bei den über 65-Jährigen (78,6 Prozent) höher als bei Menschen mittleren Alters (74,2Prozent).
Benachteiligte Personengruppen stärker belastet
Verschiedene Studien untersuchten, ob sich die psychische Gesundheit mit der Pandemie veränderte. Die jüngeren Erwachsenen zeigten während der Jahre 2020 und 2021 am häufigsten psychische Belastungen. Demgegenüber berichteten 60- bis 79-Jährige am wenigsten von erhöhter psychischer Belastung. Eine Verschlechterung wurde hingegen bei sozialen und gesundheitlichen Ungleichheiten beobachtet. Bei Personen mit niedrigen Einkommen oder tiefem Bildungsniveau wie auch bei Menschen mit (psychischen) Vorerkrankungen wurde eine Verschlechterung des psychischen Gesundheitszustandes beobachtet.
Mehr Zufriedenheit mit zunehmendem Alter?
Das Phänomen der zunehmenden Zufriedenheit im Alter ist in der Resilienzforschung bekannt. Dies mag erstaunen, ist das Älterwerden doch für viele mit dem schleichenden Abbau geistiger und körperlicher Fähigkeiten und den rarer werdenden sozialen Kontakten verbunden. Dass dies nicht so sein und zur psychischen Belastung werden muss, zeigt unter anderem eine Studie aus den USA: So befindet sich die Zufriedenheit mit dem eigenen Körper beispielsweise mit 74 Jahren auf dem Höhepunkt. Das psychologische Wohlbefinden hingegen ist mit 82 Jahren am grössten. Spannend ist, dass die generelle Lebenszufriedenheit mit 23 Jahren am höchsten ist, sich dieses Gefühl aber mit 69 Jahren wiederholt.
Widerstandsfähigkeit in Krisen
Einen wichtigen Beitrag zum Wohlbefinden im Alter können auch Altersbilder leisten. Diese werden international in der Forschung immer positiver besetzt. Lange von Defiziten geprägt, orientieren sie sich mittlerweile an Ressourcen. So etwa ist der Wortschatz mit 71 Jahren am ausgeprägtesten – oder eben die Resilienz, also die Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit in Krisen, nimmt stetig zu.