Wenn die Temperaturen fallen und die Sonne sich rar macht, fühlen sich viele Menschen antriebslos, kraftlos und gähnig. Im Alltag sprechen wir schnell von «Herbstmüdigkeit». Doch spannend ist: In der medizinischen Fachliteratur existiert dieser Begriff gar nicht – die Ursachen dafür sind aber sehr real.
Im Herbst verändert sich unser Tageslicht massiv. Die Sonne scheint schwächer und kürzer. Dadurch produziert der Körper mehr Melatonin, unser natürliches Schlafhormon. Das Ergebnis: Wir werden müder, obwohl unser Alltag gleich hektisch bleibt.
Gleichzeitig häufen sich Erkältungen und andere Infekte. Eine nicht vollständig auskurierte Erkältung kann ebenfalls zu Müdigkeit führen. Dazu kommen die dunkleren Abende, die unser Schlafbedürfnis erhöhen – aber leider nicht unsere Terminplanung.
«Hinter Müdigkeit können dutzende Ursachen stecken», erklärt Dr. med. Philipp Valko, Neurologe und Schlafmedizin-Spezialist am Universitätsspital Zürich. «Die Spannweite reicht von einer Störung des Tag-Nacht-Rhythmus bis hin zu neurologischen Erkrankungen.»
Für einen Teil der Betroffenen kann aus der Herbstmüdigkeit sogar eine Herbstdepression werden. Die genauen Auslöser sind noch unklar, vermutet werden jedoch hormonelle Veränderungen – vor allem beim Glückshormon Serotonin und beim Schlafhormon Melatonin.
Dr. Valko betont: Sobald Müdigkeit so stark wird, dass sie den Alltag einschränkt, sollte man medizinische Unterstützung suchen.
Die gute Nachricht: Es gibt einfache Wege, die Herbstmüdigkeit zu lindern.
Herbstmüdigkeit ist also nichts Gefährliches – aber ein guter Anlass, gut zu sich zu schauen, den Tagesablauf zu entzerren und dem Körper zu geben, was er in der dunkleren Jahreszeit braucht.