Wie gut können Menschen in der Schweiz digitale Informationen bewerten und einordnen? Eine neue repräsentative Studie (Unterstützt vom Bundesamt für Kommunikation BAKOM) zur Medienkompetenz der erwachsenen Bevölkerung zeigt deutliche Schwächen auf. Befragt wurden rund 3.000 Personen aus der Deutsch- und Westschweiz. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Im Durchschnitt erreichten die Teilnehmenden weniger als ein Drittel der maximal möglichen Punktzahl. Besonders grosse Defizite zeigen sich bei älteren Menschen und Personen mit niedrigem Bildungsstand, während jüngere Generationen von verstärkten Bildungsmassnahmen der letzten Jahre profitieren konnten.
Die Untersuchung beleuchtet verschiedene Aspekte der Medienkompetenz. Ein zentrales Problem ist die Schwierigkeit, zwischen Werbung, Kommentaren und redaktionellen Inhalten zu unterscheiden. Viele Befragte konnten beispielsweise nicht erkennen, dass ein als „Advertorial“ gekennzeichneter Beitrag Werbung darstellt. Gleichzeitig zeigt die Studie, dass Vertrauen in traditionelle Medien – ob online oder offline – die Medienkompetenz deutlich stärkt. Wer hingegen stark auf Inhalte aus Social Media setzt, hat häufiger Schwierigkeiten, deren Glaubwürdigkeit korrekt einzuschätzen.
Positiv hervorzuheben ist, dass ein Grossteil der Befragten verantwortungsvoll mit dubiosen Nachrichten umgeht: So entschieden sich 87 % in einem Szenario, bei dem eine Falschnachricht über WhatsApp weitergeleitet wurde, für eine reflektierte Reaktion. Auch die Nutzung digitaler Kanäle zeigt grundsätzlich positive Effekte – vorausgesetzt, die Nutzerinnen und Nutzer sind in der Lage, die Inhalte kritisch zu bewerten.
Die Studie weist ausserdem darauf hin, dass Medienkompetenz nicht nur während der Schulzeit vermittelt werden sollte. Ältere Menschen, die in einer Zeit vor digitalen Medien aufgewachsen sind, benötigen zusätzliche Unterstützung. Niederschwellige Angebote wie Online-Selbsttests könnten helfen, Medienkompetenz auch im Erwachsenenalter zu fördern. Solche Tests könnten nicht nur den eigenen Kenntnisstand aufzeigen, sondern auch konkrete Tipps für die Verbesserung bieten.
Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von Bildung und lebenslangem Lernen, um die Medienkompetenz in der Schweiz zu stärken. Eine regelmässige Wiederholung der Studie könnte helfen, Fortschritte zu messen und neue Herausforderungen zu erkennen. Denn klar ist: Medienkompetenz ist eine Schlüsselqualifikation – für den Einzelnen und für die Demokratie.
Quelle: Studie Die Medienkompetenz der Schweizer Bevölkerung
(Politools hat die Studie in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum für Public Management (KPM) der Universität Bern und dem Institut Public Sector Transformation (IPST) der Berner Fachhochschule Wirtschaft erstellt.
Die Studie wurde unterstützt durch einen Medienforschungsbeitrag des Bundesamts für Kommunikation (BAKOM).)