Steigen jetzt die Medikamentepreise für Seniorinnen und Senioren? - dank Präsident Trump.

Wenn Donald Trump eines kann, dann sind es laute Ankündigungen. Mit seiner Drohung, ab Herbst 2025 einen Zoll von 100 Prozent auf patentgeschützte Medikamente zu verhängen, die nicht in den USA hergestellt werden, sorgt er weltweit für Schlagzeilen. Besonders in der Schweiz, wo Pharma-Giganten wie Novartis und Roche ganze Industriezweige prägen, sorgt die Ankündigung für Stirnrunzeln. Und auch viele Seniorinnen und Senioren fragen sich: Werden nun die Medikamente in der Schweiz teurer?
Die gute Nachricht gleich vorweg: Für die Mehrheit der Patientinnen und Patienten in der Schweiz besteht kein unmittelbarer Grund zur Sorge. Der Grund dafür ist simpel: Die Zölle gelten nur für Medikamente, die in die USA importiert werden. Sie betreffen also nicht den Medikamentenmarkt in der Schweiz direkt, sondern in erster Linie die Exportwirtschaft.
Doch wie so oft in der globalisierten Welt sind die Zusammenhänge komplexer. Denn wenn sich Produktionsketten verschieben, Kosten steigen oder Gewinne schrumpfen, suchen die betroffenen Unternehmen nach Wegen, ihre Bilanzen zu stabilisieren. Und hier kommen auch europäische Märkte ins Spiel.
Die direkte Wirkung: begrenzt
Das schweizerische Gesundheitssystem basiert auf einer strengen Preisregulierung. Für jedes kassenpflichtige Medikament setzt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) einen Höchstpreis fest, der sowohl die Abgabepreise der Hersteller als auch Vertriebskosten und Mehrwertsteuer berücksichtigt. Pharmaunternehmen können nicht einfach nach Belieben die Preise erhöhen – sie müssen die Anpassungen beantragen und begründen. Der Bundesrat hat zudem bereits signalisiert, dass er keine Preissteigerungen zulassen will, die einzig als Ausgleich für US-Zölle gedacht sind. Insofern ist der Spielraum der Industrie beschränkt.
Die indirekten Risiken: real, aber überschaubar
Trotzdem wäre es naiv, die Gefahr völlig auszublenden. Denn internationale Konzerne kalkulieren global. Wenn Gewinne auf dem wichtigsten Pharmamarkt der Welt – den USA – schrumpfen, steigt der Druck, in anderen Regionen Kosten hereinzuholen. In einem liberaleren System wie etwa in den USA könnten Hersteller Preise einfacher anheben, in der Schweiz ist das schwieriger. Dennoch gibt es Schlupflöcher: etwa bei neu eingeführten Präparaten, wo Firmen von Anfang an einen höheren Preis durchsetzen wollen, oder bei Produkten mit wenig Konkurrenz.
Hier kommen vor allem Medikamente ins Spiel, die für Seniorinnen und Senioren besonders wichtig sind: moderne Blutverdünner wie Eliquis oder Xarelto, neue Diabetesmittel oder Krebsmedikamente. Sie sind oft noch patentgeschützt, teuer in der Herstellung und haben kaum direkte Alternativen. Anders als bei gängigen Blutdruckmitteln oder Cholesterinsenkern, die längst als günstige Generika erhältlich sind, könnten hier die Preise unter Druck geraten.
Die Mehrheit der Medikamente bleibt unberührt
Für die alltägliche Versorgung der älteren Bevölkerung in der Schweiz gibt es jedoch Entwarnung. Die gängigen Präparate gegen Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte oder Schmerzen sind seit Jahren als Generika erhältlich und unterliegen einem intensiven Preiswettbewerb. Auch Demenzmittel wie Donepezil oder Rivastigmin gehören in diese Kategorie. Für Millionen von Seniorinnen und Senioren bedeutet das: Ihre tägliche Medikamenteneinnahme wird vorläufig von Trumps Zollhammer nicht berührt.
Pharmaindustrie im Spagat
Für die Schweizer Pharmaindustrie ist die Situation heikler. Novartis, Roche und andere Konzerne erzielen einen grossen Teil ihres Umsatzes in den USA. Trumps Zollpolitik setzt sie unter Druck, Produktionsstätten in den USA aufzubauen oder zu erweitern. Viele Unternehmen haben bereits entsprechende Investitionen angekündigt. Für die Schweiz bedeutet das möglicherweise eine Verlagerung von Wertschöpfung und Arbeitsplätzen – eine Gefahr für die Industrie, aber nicht zwingend für die Patienten.
Was bleibt, ist Verunsicherung
Letztlich steht hinter Trumps Ankündigung weniger ein klarer wirtschaftlicher Plan als vielmehr Wahlkampfgetöse. Ob die Zölle tatsächlich in dieser Form kommen, ist offen. Doch schon die Drohung sorgt für Nervosität – in den Chefetagen der Pharmakonzerne ebenso wie bei Patientinnen und Patienten.
Für die Seniorinnen und Senioren in der Schweiz gilt daher: Die grosse Mehrheit ihrer Medikamente bleibt bezahlbar, weil Regulierung und Wettbewerb greifen. Bei teuren Spezialpräparaten hingegen lohnt es sich, aufmerksam zu bleiben – nicht nur wegen Trumps Zöllen, sondern auch wegen der generellen Preisdynamik im Pharmamarkt.
Donald Trumps Zollpläne sind ein Paukenschlag, der die Pharmaindustrie aufschrecken lässt. Für Schweizer Seniorinnen und Senioren ist die direkte Bedrohung aber gering. Nur bei einigen wenigen, hochpreisigen Medikamenten könnte es mittelfristig zu Preisdruck kommen. Die grosse Mehrheit der täglichen Medikamente bleibt erschwinglich. Der eigentliche Kampf wird nicht in den Apotheken oder Arztpraxen ausgetragen, sondern in den globalen Handels- und Konzernzentralen.Kategorie | Beispiele | Risiko |
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Blutverdünner (neuere Präparate) | Apixaban (Eliquis), Rivaroxaban (Xarelto) | Hoch |
Diabetes (moderne Medikamente) | Empagliflozin (Jardiance), Sitagliptin (Januvia) | Mittel |
Krebsmedikamente (Onkologika) | Tagrisso | Hoch |
Rheuma & Autoimmun | Humira, Enbrel, RoActemra | Mittel |
Blutdruckmittel | Amlodipin, Enalapril, Losartan | Sehr gering |
Cholesterinsenker | Simvastatin, Atorvastatin | Sehr gering |
Schmerzmittel | Paracetamol, Ibuprofen, Diclofenac | Sehr gering |
Demenzmittel | Donepezil, Memantin, Rivastigmin | Sehr gering |
Hinweis: Die meisten Standardmedikamente in der Schweiz sind generisch und unterliegen strenger Preisregulierung. Betroffen sind vor allem teure, patentgeschützte Spezialpräparate.